Allgemein
Die Panier des Landes. Oder: Sunthaym und die Wiener Kochkunst
Edith ist diese Woche bei den Editionsarbeiten wieder einmal ein Lächeln übers Gesicht gehuscht. Man liest nämlich auf den Sunthaym-Tafeln des Stiftes Klosterneuburg (CCl 130) von der „Panier des lanndes“.
Unweigerlich drängt sich da der Gedanke an ein goldbraun herausgebackenes Wiener Schnitzel auf. War Ladislaus Sunthaym, der Autor der auf den Sunthaym-Tafeln enthaltenen Babenberger-Genealogie, etwa hungrig? Leider ist die Lösung des Problems nicht ganz so spektakulär: Die Panier steht schlicht und einfach für das Banner (vgl. frz. la bannière). Und so macht auch der zweite Teil des Satzausschnittes Sinn: „…die Panier oder den Fan des lanndes…“.
Dieses österreichische Banner bzw. die Fahne soll nämlich vor allen anderen im Reichsheer geführt werden, so besagt es das Privileg an den Babenberger Markgraf Ernst von Österreich. Das gleiche Privileg gibt Urkunden der römischen Kaiser Julius und Nero wieder. Kann nicht sein? Nun ja, Sunthaym bezieht sich hier natürlich auf eine sehr bekannte Fälschung: das Privilegium maius. Ob das mit einem „Wiener Schnitzel vom Schwein“ (statt Kalb) vergleichbar ist? Wir sagen: Hauptsache, die Panier ist knusprig!
Vgl. Andreas Zajic, Dynastische Selbstvergewisserung oder österreichisches Identifikationsangebot? Überlegungen zur Interpretation des illuminierten Vidimus des Maius-Komplexes von 1512. In: Privilegium maius. Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich, hg. v. Thomas Just, Kathrin Kininger, Andrea Sommerlechner und Herwig Weigl (VIÖG 69; MÖStA Sonderband 15; Wien-Köln-Weimar 2018) 259-320, hier 303.