Projekt

DAS PROJEKT

Im Jahr 1485 wurde der Babenberger-Markgraf Leopold III. von Österreich von Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen. Diese Kanonisation wurde von den unterschiedlichsten Akteuren aus dem geistlichen und weltlichen Bereich unterstützt. Im Zuge des erfolgreichen Abschlussesgab das von Leopold III. gegründete Stift Klosterneuburg mehrere Objekte in Auftrag, welche den neuen Heiligen angemessen in Szene setzen sollten. Zu dieser Zeit entstand ein „Bild“ des Heiligen Leopold, das in den folgenden Jahrhunderten von verschiedenen Akteuren aufgegriffen und angepasst wurde. Das DOC-team-Projekt „Performanz von Heiligkeit am Beispiel Markgraf Leopolds III. von Österreich“ strebt eine systematische und umfassende interdisziplinäre Untersuchung der Aktionen vor, während und nach der Heiligsprechung Leopolds III. an. Im Zentrum stehen neben textanalytischen, ikonographischen und prosopographischen Untersuchungen etwa auch Rezeptionsanalysen sowie Studien zur Intermedialität der überlieferten Quellen.

HEILIGKEIT

ADMINISTRIEREN

Julia Anna Schön, Geschichtswissenschaft

Die geschichtswissenschaftliche Dissertation beschäftigt sich mit dem Heiligsprechungsprozess Markgraf Leopolds III. im 15. Jahrhundert. Nach einem gescheiterten Versuch im 14. Jahrhundert kam es 1465 zur Wiederaufnahme des Kanonisationsprozesses, der schließlich 1485 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Nicht nur das Stift Klosterneuburg, welches 1114 von Leopold III. gegründet worden war, sondern vor allem auch der Habsburger Friedrich III. waren wichtige Unterstützer und Förderer des Prozesses. Ziel der Dissertation ist es, die Gründe und Entwicklungen zu untersuchen, die zu Leopolds Heiligsprechung führten. Ebenso werden die unmittelbaren Geschehnisse und Auswirkungen nach 1485 bis zur feierlichen Translation von Leopolds Gebeinen im Jahr 1506 erforscht. Hauptaugenmerk liegt vor allem auf den verschiedenen Personen, Personengruppen und Institutionen, welche in den Heiligsprechungsprozess involviert waren, und auf den spezifischen Beweggründen, Interessen und Zielen, die diese Akteure dabei verfolgten.

HEILIGKEIT

FORMULIEREN

Edith Kapeller, Germanistik

Die germanistische Dissertation stellt die Babenberger-Genealogie Ladislaus Sunthayms ins Zentrum. Der deutschsprachige Text wurde Ende des 15. Jahrhunderts anlässlich der Heiligsprechung Markgraf Leopolds III. vom Stift Klosterneuburg in Auftrag gegeben. In Folge wurde er auf zweierlei Art umgesetzt: Er wurde 1491 handschriftlich auf acht große (ca. 81 x 63 cm) Pergamentblätter geschrieben, auf Holztafeln aufgezogen und wohl am Grab des Heiligen präsentiert und zusätzlich im selben Jahr gedruckt. Sowohl von den Tafeln als auch vom Druck wurden in der Frühen Neuzeit mehrere handschriftliche Abschriften angefertigt. Ziel der Dissertation ist die Erforschung der Überlieferungssituation sowie eine Edition des heute wenig bekannten Textes, ebenso wie eine umfassende Analyse und Kontextualisierung desselben. Im Fokus steht die sprachliche Repräsentation der Stifterfamilie und die Frage, wie die Darstellung der Geschichte einer seit mehreren Jahrhunderten ausgestorbenen Herrscherdynastie aus monastischer Perspektive funktioniert.

HEILIGKEIT

VISUALISIEREN

Michael Richter-Grall, Kunstgeschichte

Im Rahmen der kunsthistorischen Dissertation werden die verschiedenen Bildstrategien analysiert, die im Zusammenhang mit der Heiligsprechung Leopolds zur Präsentation der genealogischen Forschungen Sunthayms entwickelt wurden und die der Verehrung des „neuen Heiligen“ dienen sollten. Neben der stilistischen Einordnung wird die – für die zentralen Objekte Babenberger-Stammbaum, Sunthaym-Tafeln und Inkunabel bedeutende – Frage nach den Funktionszusammenhängen gestellt. Untersucht werden soll deshalb einerseits, wie sich die im Kontext der Verehrung eines Stifters und „neuen Heiligen“ ungewöhnliche Form des Stammbaumes auf das allgemeine Interesse des Spätmittelalters an genealogischen Visualisierungen zurückführen lässt, anderseits soll das Verhältnis des Babenberger-Stammbaums zu anderen – zeitgleichen – visuellen Medien der Propagierung des Kultes um den Heiligen Leopold genauer analysiert werden. Konkrete Fragestellungen sind etwa: Welche Visualisierungskonzepte und (Bild-)Strategien wurden nach der Kanonisation eingesetzt, um den Heiligen in Bildern zu verehren? In welchem Verhältnis stehen die Konzepte zu mittelalterlicher Mnemotechnik und der memoria? Darüber hinaus soll auch die Restaurierungsgeschichte aufgearbeitet und der materielle Bestand aufgezeigt werden, um so die Untersuchung auf einem gesicherten Fundament aufbauen zu können.

HEILIGKEIT

TRANSFORMIEREN

Sabine Miesgang, Geschichtswissenschaft

Diese geschichtswissenschaftliche Dissertation hat zum Ziel, das Nachleben des Heiligen Leopold von der Translation 1506 bis ins 18. Jahrhundert zu untersuchen. Anhand exemplarischer Studien zu ausgewählten Zeitpunkten innerhalb des Untersuchungszeitraumes werden die jeweils vorherrschenden Deutungen des Heiligen herausgearbeitet. Solche Zeitpunkte sind etwa die Ernennung zum Landespatron des Erzherzogtums Österreich durch Kaiser Leopold I. im Jahr 1663 oder die Jubiläumsfeier zum 600. Todestag Markgraf Leopolds III. im Jahr 1736 im Stift Klosterneuburg. Sprach- und Bildquellen werden gleichermaßen zur Analyse herangezogen; Berücksichtigung finden auch die performativen Aspekte der Leopoldverehrung wie etwa die jährliche Hofwallfahrt am Festtag des Heiligen. Die Auseinandersetzung mit der Inszenierung Leopolds III. verlangt darüber hinaus einen Blick auf Akteure und Adressaten sowie auf die eingesetzten Medien. Schließlich wird die Verehrung des Heiligen Leopold in die Frömmigkeitspraktiken der jeweiligen Zeit eingeordnet.